Samstag, 13. April 2013
Burgbachkeller, Zug
www.burgbachkeller.ch
Yves Theiler Trio (Piano, Bass, Schlagzeug)
Nur dank der makellosen Reputation und dem hohen Ansehen, das die bedeutendste Autorin der frühen Filmgeschichte genoss, schaffte es Lois Webers „Hypocrites” im Jahre 1915 durch die Zensur. Niemand anderes hätte es sich erlauben können, einen Film über einen mittelalterlichen Asketen zu zeigen, dessen spirituelle Suche nach der Wahrheit letztendlich in einer in Stein gemeisselten nackten Frau gipfelt. Dennoch war der Skandal gross: Die nackte Wahrheit ist nicht jedem zumutbar.
Die Vertonung des auch formal bahnbrechenden Filmes geschieht durch das Yves Theiler Trio. Das raffinierte Spiel und das lyrische Talent des 25-jährigen Zürcher Pianisten sind wie geschaffen dafür, diesen kontroversen Klassiker zur Geltung zu bringen und ihm neues Leben einzuhauchen.
Steve Buchanan (Gitarre, Altsaxophon, Live-Elektronik)
Der zeitgenössische Befund der britischen Zensurbehörde über das erste surrealistische Werk der Filmgeschichte spricht Bände: Der Film entbehre jeglichen Sinnes, wenn er jedoch einen Sinn habe, dann sei dieser zweifelsohne anstössig. Auch wenn diese Feststellung dem Film sicherlich nicht gerecht wird, erfasst er doch ein zentrales Moment. Die erotischen Halluzinationen eines Geistlichen und das gleitende Spiel der trügerischen Oberflächen zielen stets auf etwas darunter oder dahinter Liegendes, das Unbewusste.
Der amerikanische Multi-Instrumentalist und Tänzer Steve Buchanan hat für diesen Meilenstein des experimentellen Filmes eine Vertonung erarbeitet, in der er auf virtuose Weise drei Instrumente einsetzt. Mit Altsaxophon, E-Gitarre und auf seinem selbst entwickelten Instrument 2nd Line, einer elektrisch verstärkten Stepptanz-Vorrichtung, schafft er es, der Vielschichtigkeit des Filmes auch akustisch gerecht zu werden.
Mein einziger Freund trifft Martin Schütz (Tenorsaxophon, Klarinette, Synthesizer, Schlagzeug, Cello)
Gleich einer Operndiva oder berühmten Tänzerin ließ Alla Nazimova ihren Vornamen bereits zu Lebzeiten weg und zeichnete in der Adaption von Oscar Wildes Theaterstück „Salomé“ bereits als Nazimova tout court. Sie lieferte die Idee für den Film, den sie zugleich produzierte und teilweise finanzierte, da der Druck auf die Produktionsgesellschaft immer grösser wurde. Die Moralapostel sahen darin ein dekadentes und gefährliches Werk, vor dem das Publikum um jeden Preis zu bewahren sei. Der Film wurde erst mehrere Jahre nach seiner Fertigstellung aufgeführt, fand allerdings keinen Anklang und sollte die letzte Produktion der freizügigen exotischen Russin bleiben.
Vertont wird der Film von der Formation um den Saxophonisten und Klarinettisten Michael Jaeger mit dem klingenden Namen MEIN EINZIGER FREUND. Gemeinsam mit Vincent Membrez und Tobias Schramm erzeugen sie mit Holzgebläse, Synthesizern und Schlagzeug düstere improvisierte Grooves. Für die Salomé-Vertonung trifft MEIN EINZIGER FREUND auf den Cellisten Martin Schütz.
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