Freitag, 28. Mai 2021

25 Jahre Galvanik

Kulturzentrum Galvanik, Zug
galvanik-zug.ch

20:00

Niton (Cello, Synthesizer, Elektronik)

Eine späte Blüte des deutschen Expressionismus

Ein armer junger Dichter wird vom Besitzer eines gruseligen Wachsfigurenkabinetts engagiert, um Geschichten über die drei imposantesten Exponate seiner Ausstellung zu schreiben: den Kalifen Harun ar-Raschid, Iwan den Schrecklichen und Jack the Ripper. Der Episodenfilm, eine raffinierte Mischung aus Horror, Humor und Fantasy, ist Paul Lenis letzter Film, bevor er von Carl Laemmle (Universal) eingeladen nach Hollywood zog. Stilistisch lässt sich dieser genre-sprengende Film mit stilisierten Bühnenbildern, fantastischen Kostümen, viel Chiaroscuro und reichlich gewagter Schauspielkunst als eine späte Blüte des deutschen Expressionismus einordnen.

Gespielt werden die drei Hauptfiguren von drei Grössen der Weimarer Zeit: Emil Jannings, Conrad Veidt und Werner Krauss. In allen drei nacheinander erzählten Geschichten treten jeweils der Dichter und die Tochter des Besitzers in unterschiedlichen Rollen auf, aber stets als Liebespaar, das von einem zum Leben erwachten Tyrannen bedroht wird. Die berühmteste, aber auch kürzeste Episode ist die letzte. Hier erscheint der aus «Das Cabinet des Dr. Caligari» bekannte Werner Krauss vor dem Hintergrund des Jahrmarktes selbst in einer Geschichte, die mit ihrer grotesken und traumartigen Bildwelt eine deutliche Hommage an den ikonischsten Film expressionistischer Filmkunst darstellt.

Vertont wird der Film von der Tessiner Band Niton, deren Musik sich irgendwo zwischen Ambient, Noise, Experiment und Electronica bewegt. Auch wenn im Trio drei verschiedene traditionelle analoge Sounds konvergieren, nämlich klassische Saiten, vordigitale Keyboards und diverse zu Musikinstrumenten umfunktionierte Objekte, klingt das Ganze durch und durch zeitgenössisch.