Samstag, 18. Januar 2014

Royal Erotica

Royal, Baden
www.royalbaden.ch

Eine kleine Archäologie der Lüste im Stummfilm

Sobald der voyeuristischen Kamera freier Lauf gewährt wird, schwenkt das cinematografische Auge auf die natürlichste Sache der Welt und erfasst den Gebrauch und die Ausschweifung der Lüste. Die Hüllen vor der Kamera fallen erstmals bereits vor 1900 in Frankreich. Wenige Jahre darauf entstehen die ersten, meist für den Gebrauch in Bordellen bestimmten pornografischen Filme, die den Akt nicht nur darstellen, sondern diesen auch in eine Handlung einbetten. Die immer wiederkehrenden Kulissen und Figuren stehen bereits früh fest: Die Welt des Klosters mit ihren heiligen Priestern, Nonnen und Hunden, der ungläubige Christ im orientalischen Harem, der Speis, Trank und Liebe einfordernde Musketier in der Herberge, die strenge Lehrerin und ihre unartigen Schülerinnen... Die Vermählung von Erzähl- und Liebeskunst auf der Leinwand treibt schon früh ihre wundersamen Blüten. Von Ethno- über Historien- bis Aufklärungsfilm und von Homo- über Hetero- bis Zoophilie, jedes Genre und jede Vorliebe wird bedient. Es scheint geradezu, die moderne Pornoindustrie produziere nichts weiter als Fussnoten zu ihren stummen Vorläufern.

Für Royal Erotica im Royal Baden hat das Institut für incohärente Cinematographie (IOIC) eine Auswahl mehrheitlich amerikanischer und französischer Sexfilme der Stummfilmzeit erstellt. Allesamt sind sie nicht jugendfrei und werden mit neuen, eigens für diesen Abend erarbeiteten und nicht unbedingt jugendfreieren Live-Vertonungen gezeigt.

Im Vorprogramm um 21:30 Uhr präsentieren die Porny Days ihre Porny Perle:
„Undress me“ (Schweden 2012, 15 min), Victor Lindgren 
http://www.pornydays.ch/